Der Untertitel zu diesem Blogartikel könnte auch lauten: Abenteuer Bienen. Der Mai ist aufgrund des erwachenden Schwarmtriebs der Bienen sowieso ein arbeitsreicher Monat für den Imker, aber unser diesjähriger Mai war in besonderem Maße geprägt von Bienenschwärmen und leider auch von dem einen oder anderen Fehler des Imkers. Regen und recht kühle Temperaturen kaum über 15 °C mit sehr wenigen Flugtagen für die Honigbienen, machten den Monat Mai im Jahr 2021 zur Herausforderung für Bienen und Imker. Der letzte Mai, der dem Mai in diesem Jahr auch nur ähnlich kam, liegt nun ca. 9 oder 10 Jahre zurück. Offen gestanden, der Imker braucht ihn auch nicht häufiger in dieser Form. Dankenswerterweise ruft einem ein solcher Mai aber wieder einmal in Erinnerung, wie schwierig es sein kann, sich als Landwirt oder auch Vollerwerbsimker seinen Lebensunterhalt in Abhängigkeit von den Wetter- bzw. ganz allgemein von sich ständig ändernden Umgebungsbedingungen zu verdienen. Wie im April berichtet wurde, war eines unserer Wirtschaftsvölker bereits Ende April in voller Schwarmstimmung. Wir hatten eine Wabe mit zwei Schwarmzellen für einen Ableger entnommen, weitere Bienen von Waben mit offener Brut hinzugegeben und den Ableger dann außerhalb des Flugradius aufgestellt. Alle anderen Schwarmzellen in dem Wirtschaftsvolk waren gebrochen worden. Nachdem bereits zuvor einmal Schwarmzellen gebrochen worden waren, wäre wahrscheinlich ein sofortiger Königinnenableger als schwarmvorbeugende Maßnahme die bessere Möglichkeit gewesen. Den Ableger mit zwei Schwarmzellen zu bilden, war definitiv ein Fehler, denn rund eine Woche nach der Ablegerbildung verließ zu unserer Überraschung ein Schwarm den gerade gebildeten Ableger.
Die zuerst geschlüpfte Königin stach also nicht die andere Königin ab, wie wir erwartet hatten, sondern die junge Königin und die Bienen befanden die Volksstärke als ausreichend, um beim ersten wärmeren Tag mit der Hälfte der vorhandenen Bienen zu schwärmen. Aber auch für die Bienen verlief der Schwarmakt nicht ganz reibungslos. Es ging zunächst ein kleinerer Volksteil ab – bei dem aus welchen Gründen auch immer – die Königin nicht mit kam. Der eigentliche Schwarm mit der Königin folgte erst einige Zeit später. Was glauben wir nun daraus gelernt zu haben? Zum einen haben wir den Ableger wohl mit einer ausreichenden und eher zu großen Anzahl Bienen und Brut gebildet, zum anderen birgt ein starker Ableger eines sehr schwarmfreudigen Volks mit mehreren Weiselzellen die Gefahr, dass unter Umständen mehrere weiter Schwärme aus dem Ableger abgehen. In diesem Fall war es uns leider nicht möglich den Schwarm einzufangen, da sich die junge Königin mit Gefolge in rund 6 – 7 m Höhe unzugänglich in einer Eibe niederließ. So mussten wir den Schwarm trotz aller Bemühungen (Fangwabe, etc.) leider ziehen lassen. In dem Wirtschaftsvolk, aus dem der Ableger stammte, war der Schwarmtrieb natürlich nicht erloschen, so dass wir noch einen Königinnenableger machen mussten, was dann aber insgesamt zum gewünschten Erfolg führte. Dennoch wäre ein sofortiger Königin-nenableger oder auch die vollständige Brutentnahme des Wirtschaftsvolkes die eindeutig klügere bzw. bessere imkerliche Maßnahme gewesen. Bei allen anderen Wirtschaftsvölkern – sofern diese überhaupt schon in Schwarmstimmung waren – ließ sich der Schwarmtrieb mit den üblichen imkerlichen Maßnahmen kontrollieren.
Während wir im letzten Jahr um diese Zeit Ende Mai bereits Honig geerntet und geschleudert hatten, so war in diesem Jahr keine Rede davon, sondern das genaue Gegenteil war der Fall. Der während der wenigen Flugtage im März und April eingetragene Nektar wurde während der Kälteperiode im Mai komplett aufgezehrt, und wir haben in der Woche vom 20. Mai unsere Völker sogar nochmals füttern müssen und Zuckerteig gegeben. Das ist schon bemerkenswert in einer Jahreszeit in der die Bienen sonst mehr als genügend Gelegenheit haben, das reichhaltige Nahrungsangebot auch zu nutzen. Hoffentlich bleiben solche Jahre auch in Zukunft die Ausnahme. Bei einem unserer stärkeren Völ-ker in einer Mini-Plus Beute (vorgesehen als Brutwabenspender für Begattungsvölker bei der Nachzucht von Königinnen), welches wir bereits mehrfach durchgesehen und gefüttert hatten, kamen wir knapp zu spät mit einer neueren Fütterung und Durchsicht. Das Volk hatte sich entschieden zu schwärmen. Unser anfänglicher Verdacht, dass es sich um einen Hungerschwarm handelte, bestätigte sich nach nach Durchsicht des verbliebenen Volksteils und Diskussion mit anderen Imkern nicht. Ein klassischer Hungerschwarm wäre komplett, d.h. mitsamt allen Bienen ausgezogen, aber in unserem Fall war noch eine große Menge Bienen zurückgeblieben, so ca. die Hälfte des Volkes. Futter war ebenfalls noch vorhanden. Demnach war also ursächlich wohl eher der Klassiker, eine bei der letzten Durchsicht des Volkes über-sehene Schwarmzelle. Und in der Tat fand sich bei der zweiten Durchsicht des zurückgebliebenen Volksteils eine gut versteckte und verdeckelte Schwarmzelle im Volk und damit auch die Erklärung für den Schwarm. Zu unserer Erleichterung konnten wir diesen Schwarm aber recht einfach einfangen und beide Volksteile erfreuen sich nun bester Versorgung und entwickeln sich entsprechend gut.
Abschließend möchten wir nicht vergessen uns bei unseren Nachbarn für ihr Verständnis zu bedanken. Auch wenn ein Bienenschwarm natürlich ein tolles Naturschauspiel und Spektakel ist, ist es ganz sicher nicht jedermanns Sache einen Bienenschwarm über dem eigenen Grundstück und/oder der Terrasse schwirren zu haben. Und schon gar nicht selbstverständlich ist tatkräftige Hilfe beim Einfangen des Schwarms. Das ist einfach sehr nett und wir bedanken uns ausdrücklich für die tolle Unterstützung und das Verständnis!
Ein spannendes Jahr für Bienen und Imker. Frühtrachthonig wird es im Jahr 2021 von uns nicht oder nur sehr wenig geben. Die Vorhersagen lassen aber hoffen, dass es im Laufe der kommenden Wochen mit dem Wetter noch besser werden wird und wir wenigstens noch etwas Sommertracht werden ernten können.