Das Bienenvolk

Arbeiterinnen, Drohnen und die Königin können nur als eine Einheit, als Bienenvolk, überleben. Ob man nun die Analogie zu einem Superorganismus ziehen will oder nicht, ist es Fakt, dass innerhalb eines Bienenstaates komplexe und vom Menschen längst nicht vollständig verstandene Beziehungen existieren.  Auch die Vermehrung der Honigbienenvölker erfolgt auf eine Weise, die man sonst selten im Tierreich findet. Der Bienenschwarm ist daher ein Wunder der Natur – wenn auch vom Imker nicht immer gewünscht.

Bienen am Flugloch einer Miniplus Beute
© Dietmar Hüls

Die Arbeiterinnen

So ziemlich das Einzige, wofür die Arbeitsbienen nicht zuständig sind, ist das Eierlegen. Die Eiablage ist wichtig, aber in allen anderen Belangen hat die Gemeinschaft der Arbeiterinnen das Sagen. Sie versorgen die Königin und die Drohnen und versorgen die Brut. Die Arbeiterinnen bestimmen, wie viele Zellen für die Eiablage der Königin zur Verfügung stehen. Und auch der Zeitpunkt des Schwärmens wird durch die Arbeiterinnen bestimmt und sie bereiten Volk und Königin auf den Schwarmakt vor. Die Arbeiterinnen sind deutlich kleiner als die Königin und stellen hinsichtlich der Anzahl die große Mehrheit des Bienenvolkes. Im Sommer besteht es aus ca. 50000 Bienen. Im Winter handelt es sich um ca. 4000 bis 8000 Bienen. Je nach Lebensalter übernehmen die Arbeiterinnen unterschiedliche Aufgaben im  Bienenvolk: Pflege der Brut und des Bienenstocks, Wabenbau, Verteidigung des Bienenvolkes und Sammeln der Nahrung. Insbesondere das Sammeln der Nahrung verkürzt die Lebenserwartung der Bienen. So erklärt sich auch die unterschiedliche Lebenserwartung der Arbeiterinnen während eines Jahres. Sommerbienen werden nur maximal sechs Wochen alt. Es sind sechs arbeitsreiche und kräftezehrende Wochen. Winterbienen dagegen können bis zu 6 Monate alt werden, da sie keine risikoreichen, kräftezehrenden Ausflüge unternehmen müssen und aufgrund der Witterung wochenlang und zum Teil monatelang im sicheren Stock bleiben.

Die Drohnen

Die einzige Aufgabe der Drohnen ist es, junge, paarungsbereite Königinnen zu finden und zu begatten. Dazu sind sie mit sehr sensiblen Geruchsorganen und großen Augen ausgestattet. Direkt nach der Paarung mit einer Jungkönigin stirbt der Drohn. Die Drohnen dürfen in jedes Volk einfliegen und werden dort genauso gut versorgt wie die Brut und die Königin. Während des Frühlings und des Frühsommers sind in den Bienenvölkern mehrere Hundert bis Tausend Drohnen zu finden. Sie werden von den Arbeiterinnen rundumversorgt und erinnern in ihrer etwas behäbigen und ungeschickten Art in der Tat etwas an Willi aus der Biene Maja.  Im Spätsommer/Frühherbst kommt es zur sogenannten Drohnenschlacht. Die Drohnen werden angesichts des nahenden Winters nicht mehr versorgt. Die Arbeiterinnen drängen die Drohnen aus dem Bienenstock und über die Wintermonate sind in Völkern mit einer voll aktiven Königin keine Drohnen mehr zu finden.

Die Königin

In der Sprache der Imker wird die Königin auch Weisel genannt. Dieser Ausdruck lässt sich auf eine Zeit zurückzuführen, in der man glaubte, dass es sich eigentlich um einen König, einen Führer/Weiser handele. Als man den Irrtum erkannte, bürgerte sich der Begriff der Weisel oder der Stockmutter ein, welcher auch heute noch unter Imkern der gängige Begriff für die Königin ist. Die Königin hält mit ihrem Geruch (ihren Pheromonen) das Volk zusammen. Gleichzeitig unterdrückt sie damit den Fortpflanzungstrieb der Arbeiterinnen. Die Königin ist die einzige Biene im Vok, die Eier legt. Sie wird während des Begattungsfluges von ca. 20 Drohnen begattet, und ab diesem Zeitpunk kann man eigentlich auch davon sprechen, dass ihre einzige Rolle darin besteht die Fortpflanzung zu sichern. Sie sorgt neben dem Arbeiterinnennachwuchs während der Fortpflanzungsphase im Frühjahr und Frühsommer für das Entstehen von Drohnen und neuen Königinnen. Sie kann weder Brut pflegen noch Nektar oder Pollen sammeln. Eine Königin kann bis zu fünf Jahre alt werden und während des Frühjahrs und Sommers bis zu 2000 Eier am Tag legen. Anders als andere staatenbildende Bienen z.B. Hummeln, Wespen oder Hornissen kann sie nicht alleine ein neues Vok gründen. Sie ist dabei immer auf ihre Arbeiterinnen angewiesen.