Betriebsweise - Was ist das?

Betriebsweise ist ein großes Wort für eine kleine Imkerei. Eigentlich beschreibt der Begriff aber nichts anderes als die Zusammenfassung einiger mehr oder weniger definierter Eckpunkte, die jede Imkerei unabhängig von ihrer Größe für sich festlegt. Dazu gehören zum Beispiel Bienenart, Beutentyp, Völkerführung und -vermehrung, Königinnenvermehrung oder- zucht, Wabenhygiene, Varroakonzept, Honigernte, etc. Es gibt daher wahrscheinlich mindestens so viele Betriebsweisen wie Imker und jede hat ihre Vor- und Nachteile. Die Hauptsache ist, dass die Betriebsweise für Honigbienenvölker und Imker am jeweiligen Standort und den dort herrschenden Umgebungsbedingungen sowie den Betriebsverhältnissen funktioniert. Demzufolge ist eine Betriebsweise auch nicht statisch, sondern man passt sie an die sich ändernden Verhältnisse an und versucht, aus Fehlschlägen zu lernen, um die Betriebsweise ständig zu verbessern.

Dadant-Blatt Wabengassen in der Draufsicht
© Dietmar Hüls

Die Beute

Wir imkern mit Bienen aus Carnica Herkünften in 10er Dadant-Blatt Holzbeuten mit angepasstem Brutraum. Das Brutnest der Bienen sitzt in der Dadant Beute nicht auf mehrere Zargen verteilt, sondern die Bienen besetzen ein ungeteiltes Brutnest. In der Dadant Beute sehen wir nach unserer heutigen Einschätzung einen akzeptablen Kompromiss zwischen der natürlichen Art der Honigbienenvölker zu leben und der Imkerei in modernen Magazinbeuten. Zehn Rähmchen im Brutraum reichen für die Stärke unserer Völker völlig aus. Zwischen Ende Februar und Mitte Juli haben wir je nach Legeleistung der jeweiligen Königin nie mehr als sechs bis acht Waben im angepassten Brutraum. Während dieser Zeit ist der Brutraum mit einem Schied begrenzt. Mit dem verfügbaren freien Platz hinter dem Schied lässt es sich gerade während der arbeitsreichen Zeit sehr bequem und weitgehend stressfrei für die Bienen arbeiten. Bei der Durchsicht „blättert“ man das Volk in Richtung des freien Raumes durch. Das Ziehen einzelner Waben aus der Mitte Brutnestes ist nicht notwendig und damit ist auch die Wahrscheinlichkeit reduziert, dass Bienen gerollt oder auch gequetscht werden. Noch mehr Platz würde natürlich die 12er Dadant-Blatt Beute bieten, aber auf Kosten eines höheren Gewichtes und Platzbedarfs beim Wandern.

Im Gegensatz zu der sonst in Deutschland üblichen Bauweise haben unsere Beuten einen (Metall)Rechen im Brutraum, so wie dies auch in Frankreich, Italien und Spanien üblich ist. Der Vorteil dieser Bauweise ist, dass man Rähmchen ohne Hoffmann Seitenteile verwenden kann, ohne dass die Verwendung von Pilzkopfnägeln oder anderen Abstandhaltern, die man an den Rähmchen anbringen muss, notwendig wird. Der Wabenabstand wird ohne weitere Maßnahmen (Abkratzen der Hoffmann-Seitenteile oder Befestigen von Abstandhaltern an neuen Rähmchen) eingehalten. Nachteil ist, dass die ausgebauten Rähmchen im Brutraum nicht im Block verschoben werden können. Vermisst haben wir diese Möglichkeit aber bislang nicht. 

Rechen einer Dadant-Blatt Brutraumzarge
© Dietmar Hüls

Der verfügbare Platz bei der Völkerdurchsicht, die geringere Anzahl Brutwaben und die einfache Abstandsregelung via Rechen ohne Zusatzaufwand für den Imker wiegen diesen Nachteil für uns auf. Wir können uns jedenfalls nicht mehr vorstellen in jedes neue zu verwendende Rähmchen erstmal drei, vier oder gar mehr Pilzkopfnägel einzuschlagen oder bei einer Völkerdurchsicht die Hoffmann-Seitenteile der Rähmchen vom Propolis/Wachs-Gemisch zu befreien, damit der Rähmchenabstand wieder stimmt, wenn die Rähmchen zuvor nicht dicht genug eingepasst wurden. Als Voll- oder Nebenerwerbsimker mit deutlich größeren Völkerzahlen bewertet man diesen Punkt aber unter Umständen anders. Zur Auffütterung vor dem Winter wird das Schied entfernt und der gesamte Brutraum mit Waben aufgefüllt, so dass ausreichend Platz für das Winterfutter vorhanden ist.

Carnica Königin aus dem Jahr 2020
© Dietmar Hüls

Das Schied

Das Schied zum Anpassen des Brutraums setzen wir je nach Witterung im zeitigen Frühjahr. Häufig haben wir Mitte/Ende Februar bereits einzelne Tage mit Temperaturen um die 15 °C, die diesen kurzen Eingriff erlauben. Wir entfernen eine weitgehend leer gefressene Futterwabe und setzen das Schied an den Rand der zu dem Zeitpunkt bereits bebrüteten Waben. Die reinen Futterwaben kommen hinter das Schied, welches von den Bienen umlaufen werden kann, um das Futter ggf. umzutragen. Unter unseren lokalen Verhältnissen der letzten Jahre kann man aber alternativ auch direkt auf 6 Waben schieden. Im Aufwärtstrend des Frühjahrs brüten sich die Völker dann zügig in das vor dem Schied verbliebene Futter hinein. 

Vorteil dieser Vorgehensweise ist, dass der Imker sich weniger Sorgen während der kühleren Phasen um einen möglichen Futterabriss machen muss. Schwächere Völker entwickeln sich unserer Beobachtung nach aber deutlich schneller, wenn man eher enger, also nur auf die vorhandenen Brutwaben schiedet. Bis zur Frühtracht in unserer Region holt dann auch ein im Februar recht schwaches Volk in der Entwicklung stark auf und zeigt eine ausreichende Volksstärke, um die Frühtracht auch nutzen zu können. Mit dem Einsetzen der ersten großen Tracht werden die Futterwaben hinter dem Schied entfernt.

Der Honigraum

Die Honigraumzarge der Dadant-Blatt Beute hat die halbe Höhe der Brutraumzarge und enthält 9 Waben, welche die Bienen während der Tracht zu Dickwaben ausbauen. Das geringere Gewicht der gefüllten Honigräume und der damit für den Imker verbundene geringere Kraftaufwand ist in ergonomischer Hinsicht ein wesentlicher Vorteil dieser Bienenbeute. Der von anderen Imkern oft aus arbeitstechnischer und logistischer Sicht als Nachteil empfundene Fakt, dass wir aufgrund der unterschiedlichen Rähmchenmaße nicht so einfach Honigraumrähmchen im Brutraum verwenden können oder Brutraumrähmchen vorübergehend in den Honigraum hängen können, erlaubt uns während der Trachtperioden ein leichteres Hantieren mit den Honigräumen und damit ein einfacheres Arbeiten. 

Honigraum einer Dadant-Blatt Beute
© Dietmar Hüls

Hinzu kommt, dass die unterschiedlichen Rähmchenmaße zusammen mit dem Einsatz eines Absperrgitters zwischen Brut- und Honigraumzarge Honig aus vollständig unbebrüteten und hellen Waben garantieren. Das Absperrgitter verwehrt der Königin den Zutritt zu den Honigwaben, die daher nicht bebrütet werden.

Während der Aufwärtsentwicklung der Völker benötigen die Bienenvölker ausreichend Platz, um die zunehmende Brut zu pflegen, Wabenbau zu betreiben und Nektar und Pollen einzutragen. Das Erweitern des für die Bienen verfügbaren Raums erfolgt in erster Linie über die Honigräume. In den Honigräumen wird gebaut und Nektar ein- und umgetragen und letztlich gelagert. Wir halten im Durchschnitt pro Volk rund vier Honigraumzargen vorrätig und nicht selten haben wir während der Saison drei oder vier Honigraumzargen auf den Völkern. Der erste Honigraum wird mit komplett ausgebauten Waben aufgesetzt. Die weiteren Honigräume werden aufgesetzt und enthalten Anfangsstreifen sowie links und rechts jeweils eine ausgebaute Wabe bzw. Mittelwand als Aufstiegshilfe für die Bienen.

Drei unserer Bienenvölker am Heimatstand in Rümmingen
© Dietmar Hüls

Im Brutraum wird erst erweitert, wenn die vor dem Schied bereits vorhanden Waben zu rund 90% bebrütet sind. Das Ziel ist es, der Königin im Brutraum nur so viel Platz zur Verfügung zu stellen, wie sie auch zur Eiablage benötigt und beherrschen kann. Unter Umständen bedeutet das, dass während der Saison Pollenwaben oder allgemein nicht für die Brutanlage genutzte Waben zu entfernen. Das wiederum heißt aber auch, dass im Brutraum dann nur wenig Futter- und Pollenvorräte vorhanden sind. Aus diesem Grund wird der Honig während der Trachtperioden nie komplett abgeerntet. Die erste Honigraumzarge bleibt mit einem Teil der Honigwaben während der gesamten Saison auf den Völkern um einen ausreichenden Futtervorrat sicherzustellen. Erst mit der letzten Honigernte im Juli wird auch dieser Honigraum komplett abgeerntet und die Völker dann sogleich, d.h. am gleichen Tag, direkt nach der Honigernte, gefüttert.

Bekämpfung der Varroamilbe

Zur Bekämpfung der Varroamilbe, die als Parasit an der Honigbiene lebt, setzen wir bei unseren Wirtschaftsvölkern ausschließlich biologische Verfahren (Totale Brutentnahme (TBE)) oder zugelassene, organische auch natürlich im Honig vorkommende Säuren ein. Für die Honigbienenvölker ist dennoch jede dieser Behandlungen im Spätsommer, Herbst und Winter eine ernsthafte Belastung. Daher beobachten wir den Vorroabefall während des Jahres und beschränken die Behandlung auf Völker, die einem hohen Varroadruck ausgesetzt sind.

Das Ausschneiden und Vernichten von Drohnenbrut gehört nicht zu unserem Varroabekämpfungskonzept. Wir verzichten auf das Schneiden von Drohnenbrut seit einigen Jahren und unter unseren hier lokal vorhandenen Bedingungen (z.B. Bienendichte)  hat sich diese Vorgehensweise bewährt. Wir hatten bislang trotz des Verzichts auf Drohnenbrutschneiden keine Völkerverluste zu beklagen. Die Drohnen sind ein wesentlicher Bestandteil der Völker und wir sind auch unter ethischen Gesichtspunkten froh auf diesen unschönen Eingriff verzichten zu können. Wir hoffen, dass wir auch in Zukunft darauf verzichten können und unsere Völker ohne diesen harschen Eingriff bei der erfolgreichen Überwinterung unterstützen zu können.

Flugloch eines Ablegers auf Dadant-Blatt Maß
© Dietmar Hüls

Wabenhygiene

Der Austausch alter, dunkler und mehrfach bebrüteter Waben (Wabenhygiene) erfolgt in unserer Betriebsweise über die Entnahme alter Futterwaben im Frühjahr sowie über die totale Brutentnahme Ende Juni bzw. Anfang Juli. Keine in unseren Wirtschaftsvölkern vorhandene Wabe ist älter als 2 Jahre. Einen Teil unserer Völker haben wir im Jahr 2020 im Zuge der totalen Brutentnahme versuchsweise auf Naturwabenbau (Verzicht auf geprägte Mittelwände aus Bienenwachs) im Brutraum umgestellt. Wir können zurzeit noch nicht abschließend beurteilen, ob sich der Naturwabenbau unter unseren Bedingungen im imkerlichen Gesamtkonzept bewährt, aber wir werden im Laufe des Jahres 2021 sehen, ob wir das Experiment ggf. ausdehnen und modifizieren oder schon zum Bestandteil unserer Betriebsweise machen.

Und sonst?

Zu den hier nicht näher beschriebenen Punkten Honigernte und -verarbeitung, Wachsgewinnung und -verarbeitung, Rähmchenreinigung, Königinnenvermehrung etc. gibt es in Zukunft hier oder auf unserer Blogseite Imkerlatein vielleicht weitere kurze Artikel, die beschreiben werden, wir diese Aufgaben zu bewältigen versuchen, was wir ausprobieren und wie die Ergebnisse aussehen.