Was für ein Frühjahr und was für ein Frühsommer! Nun ist es also offiziell: Frühtrachthonig wird es im Jahr 2021 von uns nicht geben. Unsere Völker verbrauchten den eingetragenen Nektar komplett für die Aufzucht der Brut, die Versorgung der Völker und den Wabenbau. Zwei Völker hatten wir in der Woche vom 17. Mai sogar nochmals füttern müssen und zu diesem Zweck Zuckerteig gegeben. Die drei „kalten“ und „regnerischen“ Monate März, April und Mai haben es den Bienenvölkern und den Imkern wirklich nicht leicht gemacht. Insgesamt gab es einfach zu wenige Flugtage, denn wenn es nicht gerade zu kalt war, dann regnete es sehr häufig. So war es zur Zeit der Robinienblüte zwar warm, aber es hatte zum Teil heftig geregnet, womit noch ein weiterer sonst recht zuverlässiger Trachtlieferant ausfiel. Nun gut, die Hauptsache ist, dass keines unserer Völker während der letzten drei bis vier Monate verhungert ist. Mit dem warmen Zeitraum im Juni haben sich dann auch unsere zum Teil doch etwas unterschiedlich entwickelten Völker einander angenähert.
Der Juni war im ganz wesentlichen geprägt von Schwarmkontrollen und der Königinnenvermehrung. In diesem Jahr zeigte sich, dass sich die Arbeit der vergangenen Jahre wenigstens zum Teil bezahlt gemacht hat, denn keines unserer Wirtschaftsvölker ist uns abgeschwärmt. Sicherlich haben dazu auch unsere diesjährigen lokalen Wetterverhältnisse beigetragen, aber die Vermehrung aus eher schwarmträgen Herkünften in den letzten Jahren war sicher auch ein wichtiger Faktor. Nur wenige Völker kamen überhaupt in Schwarmstimmung und diese ließen sich durch die üblichen imkerlichen Maßnahmen (Schwarmzellen brechen, Königinnenableger, etc.) recht gut kontrollieren. Insgesamt hatten wir bislang zwei Schwärme zu beklagen, der eine aus einem zu stark gebildeten Brutwabenableger, der andere aus einem überwinterten Mini-Plus Volk, welches als Bienen- und Brutlieferant für die Königinnenzucht vorgesehen war. Insgesamt sind wir mit dem Zustand und der Stärke unserer Völker angesichts des etwas seltsamen Jahresverlaufes bislang sehr zufrieden.
Zum ersten Mal in diesem Jahr haben wir die Nachzucht von Königinnen im Honigraum ausprobiert. Wir haben uns dabei in den wesentlichen Punkten an der Beschreibung von Rainer Schwarz in seinem Buch Imkern mit Dadant und Mini-Plus orientiert. Hier ist nochmals kurz beschrieben, wie das bei uns funktioniert hat:
Ein typisches Dadant-Volk an einem unserer Stände besteht im Mai/Juni üblicherweise aus einer Brutraumzarge und mindestens zwei, eher drei Honigraumzargen. Wir benötigten für den Beginn der Zucht zusätzlich einen weiteren Beutenboden sowie einen Innen- und Außendeckel. Für die Königinnennachzucht verwendeten wir ein starkes aber noch nicht in Schwarmstimmung befindliches Volk als Pflegevolk. Dieses Volk wurde wie von Rainer Schwarz beschrieben aufgeteilt: Der Brutraum wurde auf den neuen Boden am Stand um 180° gedreht mit Innendeckel/Aussendeckel aufgestellt. Die Honigräume wurden auf den alten Beutenboden an der alten Position des Volkes gestellt womit dort sofort ein weiselloses Volk entstand. Die auf den alten Standort eingeflogenen Flugbienen des alten Volkes verstärkten den nun weisellosen Volksteil noch. Nach ca. einer Stunde trat in dem weisellosen Volksteil Weiselunruhe ein, was sich an den vor dem Flugloch aufgeregt herumlaufenden Bienen zeigte.
Wir entfernten in diesem Teil entsprechend nach ca. einer Stunde zwei übereinander liegende Honigraumrahmen und ersetzten diese durch den Dadant-Blatt Zuchtrahmen mit jüngsten Maden einer unserer nachzuchtwürdigen Königinnen. Am Rande sei erwähnt, dass wir im Vergleich mit verschiedenen Zuchtsystemen wie Nicot oder Jenter immer noch das manuelle Umlarven bevorzugen.
Nach Ablauf von 24 Stunden (Tag 1) wurden beide Teile wieder zusammengesetzt. Der Brutraum wurde wieder auf den alten Boden am alten Standort gesetzt und die Honigräume mit dem Zuchtrahmen über Absperrgitter aufgesetzt. Neben dem Zuchtrahmen wurden wieder jeweils zwei übereinander liegende Honigraumrähmchen entfernt und gegen einen Brutraumrahmen mit überwiegend offener Brut ersetzt. Am Tag 5 nach dem Umlarven und Einsetzen des Zuchtrahmens wurden die Weiselzellen gekäfigt und auf die benachbarten Brutraumrähmchen auf eventuell gebildete Nachschaffungszellen kontrolliert. Typischerweise sollten keine Nachschaffungszellen vorhanden sein, aber falls sich doch welche finden lassen, dann werden diese gebrochen. Am Tag 11 wurden die schlupfreifen Weiselzellen aus den Käfigen entfernt und den Begattungseinheiten zugesetzt.
Für die Begattungseinheiten in Mini-Plus Beuten haben wir jeweils zwei Brutwaben mit ansitzenden Bienen, ein oder zwei Futterwaben sowie eine Mittelwand verwendet. Da uns – wie bereits erwähnt – ein Mini-Plus Volk, welches als Brutwabenspender hätte dienen sollen abgeschwärmt war, wurde es fast etwas knapp für die Begattungsvölker, aber es hat dann doch für alle Königinnenzellen gerade ausgereicht. Hinzu kam noch eine Futtertasche mit Futterteig. Die Begattungseinheiten wurden dann an einen unserer anderen Standorte verbracht. Das Verbringen an einen anderen Standort außerhalb des Flugkreises der Brutwabenspender ist wirklich wichtig, da die Begattungseinheiten ansonsten mit an nahezu Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit geräubert werden. Die Kontrolle der Begattungseinheiten nach ca. 1.5 Wochen zeigte ein rund 80 %igen Begattungserfolg.
Für uns hat sich die von Rainer Schwarz beschriebene Methode sehr gut bewährt. Die von ihm in seinem Buch beschriebenen Vor- und Nachteile können wir nach einem ersten Versuch bestätigen. Der für uns größte Vorteil bestand aber in dem von ihm ebenfalls erwähnten Punkt, dass man die Königinnenzucht sehr spontan ohne grössere Vorbereitungen starten kann. Wenn man es wie beschrieben durchführt, dann schlüpfen die jungen Königinnen direkt in ihr neues Volk und sind damit vom Larvenstadium bis zum Schlupf allerbestens versorgt. Die Methode gefällt uns auch und gerade weil sie recht einfach umsetzbar ist. Insgesamt müßen wir aber auch eingestehen, dass dies nicht das ideale Jahr ist um die Königinnenzucht im Honigraum auszuprobieren, denn viele unsere Völker hatten nicht die ausreichende Stärke um die optimale Aufzucht in allen Phasen zu gewährleisten. Letztlich haben sich dann doch Völker gefunden, aber in Jahren ähnlich diesem Jahr- und natürlich abhängig davon, ob man die Völker optimal geführt hat – kann es sein, dass man für diese Methode vielleicht nicht die optimalen Völker am Stand hat. Etwas störend war die Tatsache, dass die Königinnenzellen im Pflegevolk von den Bienen stark verbaut wurden. Dies scheint insbesondere während größeren Nektareintrages der Fall zu sein. Zwar hatten wir auf einer Seite der Zuchtrahmen ein Absperrgitter angebracht, um den Verbau zu minimieren, aber dennoch hatten die Bienen bereits am Tag 5 die Königinnenzellen in eine Wabenkonstruktion eingebaut, so dass wir sie mit einem über einer Kerzenflamme erwärmten Messer vorsichtig ausschneiden mussten, um sie dann käfigen zu können.
Alles in allem war der Juni wieder ein spannender Monat. Es gab zwar keinen Frühtrachthonig, aber dafür haben wir mit einer für uns neuen Methode genügend Jungköniginnen „ernten“ können, um unseren Völkerbestand später im Jahr zu verjüngen und vital zu erhalten.