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Bienen im Juli

Der Juli war einer der arbeitsreichsten Monate dieser Bienensaison. Kein Tag ohne Arbeit an den Bienen oder für die Bienen.

Honigernte

In der Wochenzeitung für Südbaden „Der Sonntag“ vom 25. Juli 2021 beschäftigte sich ein Artikel mit der diesjährigen Honigernte im Landkreis Lörrach. Der Titel des Artikels „Honig wird zur Rarität“ spiegelt ganz gut wider, was zurzeit in Gesprächen mit anderen Imkern aus dem Verein und unserem Umfeld gesagt wird. Das Jahr 2021 ist hinsichtlich des Honigertrags seit langer Zeit eines der schlechtesten Jahre in unserer Region. Nun wird Honig sicher nicht direkt zur Rarität, denn es gibt genügend Imker, die gezielt Trachten auch über längere Distanzen anwandern und gute oder sehr gute Erträge erzielt haben, aber für die Imker, die hauptsächlich als Standimker tätig sind, war dies eine außergewöhnlich schlechte Saison. So auch für uns. Ein wenig Honig konnten wir Anfang Juli dann aber doch ernten. Die  Honigernte begann mit dem Einlegen der Bienenfluchten zwischen Brutraum und Honigräumen am frühen Morgen des Tages vor der Honigernte. Gleichzeitig hatten wir den Bienen im Brutraum Zuckerteig als Futterreserve eingelegt, falls die auf den Brutwaben verbliebenen Futtervorräte nicht ausreichend gewesen sein sollten. Noch vor dem Einlegen der Bienenfluchten wurde der Wassergehalt des Honigs auf verschiedenen Honigraumwaben mit dem Refraktometer geprüft.  24 Stunden später und ebenfalls in den frühen Morgenstunden wurden dann die Honigraumzargen abgeräumt und zum Schleudern gebracht. Das Verwenden von Bienenfluchten ermöglicht eine sehr bienenschonende Honigernte und das Einlegen der Bienenfluchten am frühen Morgen (je früher desto besser, so zwischen 5 und 6 Uhr am Morgen) verhindert, dass die Bienen während des darauffolgenden Tages frischen Nektar (und damit Wasser) in den Honigraum eintragen. Durch diese Maßnahme wird der Wassergehalt des Honigs nicht durch während des folgenden Tages frisch eingetragenen Nektar erhöht. Das Abräumen der dann weitgehend bienenfreien Honigraumzargen am frühen Morgen des nächsten Tages (vor Einsetzen des Bienenflugs) minimiert die Räubereigefahr am Bienenstand während der Ernte.

 

Unverdeckelte Honigraumwabe im Juli
© Dietmar Hüls

Die bei weitem zeitintensivste Tätigkeit bei der Honigernte ist immer die Vor- und Nachbereitung – sprich Reinigung – des Raumes, in dem die Honigwaben geschleudert werden sowie der Ausrüstung wie Honigschleuder, Lagerbehälter, etc. Eine Grundreinigung des Raumes und eine gründliche Reinigung der zu verwendenden Geräte braucht genügend Zeit vor dem Schleudern der Honigwaben und da sich eine Trocknung der Geräte mit Tüchern jedweder Art verbietet (um eventuelle Fasern im Honig zu vermeiden), muss die Reinigung vor der Ernte entsprechend geplant und durchgeführt werden. Der Aufwand ist der gleiche, ob nun für eine sehr gute oder – wie in diesem Jahr – miserable Honigernte. Der Raum wurde vor Beginn der Arbeiten auf eine Temperatur von ca. 25 – 28°C geheizt und mittels Raumentfeuchter die Luftfeuchtigkeit auf maximal 60% reguliert. Durch die erhöhte Temperatur blieb der Honig während der Verarbeitung einigermaßen fließfähig und bei einer Luftfeuchtigkeit von weniger als 60% nahm der Honig auch kein weiteres Wasser aus der Luft auf. Da wir im Honigraum Dickwaben verwenden, ließen sich die Honigwaben mit dem Messer recht schnell entdeckeln und nur vereinzelt musste nochmals mit der Entdeckelungsgabel nachgearbeitet werden. Nach dem Schleudern wurde der Honig grob und fein gesiebt und danach in Lagerbehälter abgefüllt. Eine eingehendere Schilderung der Honigernte und der Honigverarbeitung gibt es ggf. im nächsten Jahr, sofern es dann auch eine bessere Ernte gibt.

Varroabehandlung

Eine knappe Woche nach der Honigernte haben wir bei unseren Wirtschaftsvölkern nach einer Varroabefallskontrolle eine totale Brutentnahme (TBE) zur Sommerbehandlung gegen die Varroamilbe und zur Wabenhygiene durchgeführt. Dazu wurden den Völkern alle Brutwaben bis auf eine Wabe (mit möglichst viel offener Brut) entnommen und gegen Rähmchen mit Anfangsstreifen ersetzt. Die entnommenen Brutwaben jeweils mit einer Handvoll ansitzender Bienen wurden in mehreren Brutsammlern zusammengeführt und entfernt vom Stand mit Zuckerteig als Futterreserve aufgestellt. Die nun auf Anfangstreifen sitzenden Völker wurden ab diesem Zeitpunkt täglich mit jeweils ca. 1,0 bis 1,3l verdünnter Zuckerlösung (800g Zucker in 1kg Wasser) gefüttert um den Wabenbau anzuregen und zu unterstützen. Genau 9 Tage nach diesem Eingriff waren die Waben in allen Völkern bereits überwiegend ausgebaut. Zu diesem Zeitpunkt wurde dann eine Oxalsäuresprühbehandlung durchgeführt, die verbliebene und dann weitgehend verdeckelte Brutwabe aus den Völkern entfernt und gegen ein Rähmchen mit Anfangsstreifen ersetzt. Die entnommenen Brutwaben wurden wiederum in Brutsammlern zusammengeführt und die Völker weiterhin mit kleinen Portionen der verdünnten Zuckerlösung täglich gefüttert. Auf diese Weise haben wir den Varroabefall unsere Völker drastisch reduziert und gleichzeitig eine komplette Erneuerung des Wabenwerks vorgenommen. Wie es mit den Brutsammlern weiterging, werden wir im Monatsbeitrag August schildern. Die TBE ist ein wirklich großer Material- und Arbeitsaufwand. Bei unseren 10er Dadant Beuten rechnen wir mit einer zusätzlichen Beute für den Brutsammler pro zwei Wirtschaftsvölker mit im Durchschnitt sechs Brutwaben. Weiterhin benötigt man für die Wirtschaftvölker in Summe dann natürlich (zehn) vorbereitete Rähmchen mit Anfangsstreifen oder alternativ Mittelwänden pro Volk und entsprechende Futtervorräte (Zucker zum Anmischen der verdünnten Zuckerlösung und Zuckerteig). Insbesondere wenn man die Völker im Anschluss an die TBE nicht auf Mittelwände setzt, sondern auf Anfangsstreifen zum Naturwabenbau, ist die nachgängige Fütterung mit einem größeren Aufwand verbunden. Da die zur Fütterung verwendete verdünnte Zuckerlösung sehr schnell verdirbt, kann man immer nur eine kleine Portion, die innerhalb von 24 – 36 Stunden von den Bienen verbraucht wird, füttern. Das kann bei der Trachtsituation in der zweiten Julihälfte unter Umständen ein tägliches Füttern über einen Zeitraum von 3 Wochen, also bis in den August hinein, notwendig machen, bis der Wabenbau mehrheitlich abgeschlossen ist. Je weiter der Bienenstand vom Wohnort entfernt ist, umso arbeits- und kostenintensiver wird die Fütterung. Ob diese Art der Varroabehandlung und Bauerneuerung im Sommer für jeden Imker etwas ist, lassen wir mal offen. In unserer Imkerei mit kleinerer zweistelliger Völkeranzahl hat sich diese Vorgehensweise bislang bewährt. Allerdings stellt die TBE im Juli gerade im Zusammentreffen mit der Sommerhonigernte eine signifikante – wenn nicht gar die größte – Arbeitsspitze während des Imkerjahres dar. Wir hoffen jedenfalls unseren Völkern damit gute Vorraussetzungen zu schaffen, um gesunde, langlebige Winterbienen zu erbrüten.