Im Frühjahr, an kühlen Tagen, findet man häufig erschöpfte Honigbienen im Garten oder auf der Terrasse und Balkon. Manch ein wohlmeinender Bienenfreund stellt für diese Bienen Zuckerwasser oder Honig offen auf, füttert die Honigbienen und glaubt sie dadurch vor dem drohenden Tod zu bewahren. Ist das wirklich so?
Zunächst muß man wissen, dass Honigbienen am Ende ihres Lebens das Bienenvolk verlassen, um ausserhalb des Bienenstocks zu sterben und dem Bienenvolk nicht zur Last zu fallen. Zu Beginn des Frühjahrs sind die meisten der langlebigen Winterbienen am Ende ihrer Lebensperiode angekommen und bei vielen der Bienen, die man um diese Jahreszeit erschöpft im Garten findet, handelt es sich um sterbende Winterbienen am Ende ihres Lebens. Es hilft den Bienen also nicht, wenn man sie füttert.
Im Gegenteil, das Füttern einzelner Bienen stellt ein enormes Risiko für alle Bienen eines Bienenvolkes dar. Insbesondere das Füttern mit Honig ist eine große Gefahr für die Bienen, da es die Verbreitung hochansteckender Bienenkrankheiten fördert. Als Folge können ganze Bienenvölker daran sterben. Bei Verbreitung einer ganz bestimmten Bienenkrankheit, der Amerikanischen Faulbrut (AFB), müssen unter Umständen sogar die Bienenvölker an einem gesamten Stand oder in einem gesamten Bezirk getötet werden, um die Ausbreitung dieser Krankheit zu stoppen. Ursächlich sind die zur Fütterung eingesetzten, häufig im Lebensmitteleinzelhandel erhältlichen, Honige, die als Mischungen von Honigen aus EU- und Nicht-EU-Ländern verkauft werden. Manche dieser Honige enthalten Sporen der Paenibacillus larvae Bakterien, dem Auslöser der AFB Krankheit. Darum füttern Imker im Spätsommer, wenn sie denn überhaupt Honig füttern, ausschließlich eigenen Honig und keinesfalls zugekauften Honig, auch keinen Honig von Imkerkollegen aus der direkten Umgebung.
Auch das Füttern mit Zuckerwasser stellt ein Risiko dar. Haben die Bienen die Futterstelle im Garten einmal als ergiebige Futterquelle in einer noch trachtarmen Umgebung identifiziert, hat man nicht nur auf einmal mehr Bienenflugverkehr als einem lieb ist, sondern die Bienen fangen auch an, die Umgebung genauestens nach weiteren möglichen Futterquellen abzusuchen. Befinden sich in der Umgebung weitere – vielleicht auch um diese Jahreszeit noch schwächere – Bienenvölker kann dies dazu führen, dass diese Völker ausgeräubert werden. Durch Räuberei können ebenfalls gefährliche Bienenkrankheiten übertragen werden, und häufig überlebt das ausgeräuberte Volk nicht.
Die Bitte ist also, auch wenn es gut gemeint ist, füttern Sie die Honigbienen nicht, weder mit Zuckerwasser noch mit Honig. Es ist ein wirklich hohes Risiko für die Bienen damit verbunden.
Wenn Sie den Bienen um diese Jahreszeit etwas Gutes tun wollen, pflanzen Sie einige Frühblüher im Hinblick auf die kommenden Frühjahre, seien Sie zurückhaltend mit der Heckenschere und lassen sie vielleicht das eine oder andere Wildgehölz, das sich im Garten angesiedelt hat, stehen. Die Bienen werden es Ihnen danken.